Alpine Schönheit trifft geistige Tiefe: Theologie studieren in Innsbruck
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Podcast vom 5. Oktober 2023 | Gestaltung: Henning Klingen*
Ich bin wieder mal unterwegs. Und zwar mit dem Zug. Diesmal ganz in den Westen. Also fast ganz in den Westen: nach Innsbruck. Auch dort gibt es nämlich eine theologische Fakultät. Diesmal möchte ich mir im Rahmen unserer Porträt-Serie auch diese Fakultät genauer ansehen. Und dazu geht's vom Bahnhof aus ein paar Minuten zu Fuß durch die Innenstadt zum Karl Rahner Platz.
Was mir gleich auffällt bei meinem Weg hier durch die Innenstadt ist nicht nur das Leben, was hier herrscht in dieser Stadt, sondern vor allem dieses großartige Panorama. Man tritt raus aus dem Zug und hat vor sich, hinter sich, neben sich überall Berge ... So, jetzt bin ich auch schon gleich am Karl Rahner Platz an der Fakultät. Und hier bin ich irgendwo verabredet mit Studierenden.
Patrizia: "Hallo, mein Name ist Patricia. Ich studiere Theologie und Englisch auf Lehramt und bin Vorsitzende der Fachschaft Theologie und Studienvertretung Theologie. Zusätzlich arbeite noch am Institut für Bibelwissenschaft und historische Theologie als Assistentin. Und ich komme aus Innsbruck."
Tobias: "Mein Name ist Tobias. Ich bin mittlerweile im zehnten Semester von katholischer Fachtheologie, studiere nebenher aber auch Latein und Griechisch als Lehramtsstudium. Ich bin studentischer Mitarbeiter und komme ursprünglich auch aus Innsbruck."
Ihr habt ja jetzt schon einige Semester auf dem Buckel, seit er nicht mehr Erstis oder Studienanfänger. Würdet ihr jetzt mit dem Abstand und mit der Erfahrung, die ihr habt, sagen, das war auch fachlich die richtige Wahl oder würde es euch noch woanders hinziehen?
Patrizia: "Fachlich war es komplett die richtige Wahl. Also ich habe angefangen Lehramt Religion und Englisch zu studieren und habe dann zusätzlich katholische Fachtheologie angefangen, weil ich mich so bestärkt gefühlt habe und auch meinen Weg weiter gehen möchte im Alten Testament. Und deswegen bin ich wirklich sehr, sehr zufrieden mit der Richtung, die ich gewählt habe."
Tobias: "Also ich habe es zunächst eigentlich begonnen als Überbrückungsstudium. Mittlerweile habe ich aber fast mehr Fuß gefasst in der Theologie als in meiner anderen Fachrichtung, weil sie einfach eine sehr breite Vielfalt an wissenschaftlichen Disziplinen vereint. Diese Vielfalt der Theologie begeistert mich."
Eine der Standardfragen, die man gefragt wird, wenn man erzählt, dass man Theologie studiert, ist ja: Was willst du damit mal machen? ... Ihr nickt. Okay, ihr werdet das auch gefragt. Wie fallen denn eure Antworten darauf aus?
Patrizia: "Meine Antwort fällt so aus, dass man als Religionslehrerin gute Jobchancen hat - und man kann in sehr viele Bereiche gehen. Also man kann an der Universität bleiben und wissenschaftlich arbeiten. Aber auch in den Medien wird auch oft ein Theologe gesucht. Von daher kann man schon einiges damit machen und es ist wirklich interessant. Deswegen verstehe ich die Frage oft nicht, weil die meisten, die die Frage stellen, sich nämlich nicht wirklich damit auseinandergesetzt haben, was das ganze Studium und die ganze Fachrichtung wirklich bedeutet."
Tobias: "Eine Frage, mit der ich immer konfrontiert werde, ist: Wirst du Priester? Und da muss ich dann immer erklären, dass es auch eine theologische Ausbildung ohne den Weg des Priesters gibt. Das wissen nämlich viele nicht. Wobei ich finde, dass diese Frage nach den Jobmöglichkeiten eine etwas unangenehme Frage ist; denn in erster Linie sollte im Studium das Interesse an vorderster Stelle stehen. Und den Weg danach kann man dann immer noch beschreiten, wenn dieses Interesse auch anhält."
Viele Theologie-Studierende kommen aus einer Familie, in der sie religiös sozialisiert wurden. Das lässt heute aber stark nach. Wie ist das bei euch? Kommt ihr aus religiös geprägtem Haus?
Patrizia: "Meine Familie ist schon christlich, aber ich bin da gewissermaßen ein Ausreißer. Ich bin aber als Kind nie in die Kirche gegangen, war nie Ministrant, nie in der Jungschar, wollte eigentlich ursprünglich aus der Kirche austreten, weil ich den Religionsunterricht so negativ in Erinnerung habe. Erst viel später durch einen anderen, guten Religionslehrer bin ich dann drauf gekommen, was ich wirklich glaube, was ich wirklich will. Und das hat mich dann sehr fasziniert, was dahinter steht und wie die Hintergründe sind. Und über das Ganze habe ich wieder zurückgefunden zu meinem Glauben."
Wie sieht es bei dir aus?
Tobias: "Also meine Familie ist sicher auch alles andere als streng katholisch. Ich bin zwar natürlich zu hohen Festtagen in die Kirche gegangen und habe auch den Religionsunterricht besucht, aber es war eigentlich nie so im Vordergrund, das muss offen eingestehen. Aber ich hatte einen sehr guten Religionslehrer, der einen ganz anderen Blick auf Theologie geworfen hat. Einen sehr vielseitigen und bisher von mir nicht so bekannten. Und da hat sich auch erst dieses Interesse entwickelt. Und ich finde auch, dass unsere Kultur so eng über Jahrhunderte hinweg mit der Theologie verflochten ist, dass es auch für kulturelle Fragen in allen Belangen sehr wichtig ist, sich damit auszukennen und hier sich weiter dafür zu interessieren."
Tobias und Patrizia studieren u.a. Katholische Fachtheologie
Nun werden ja Studienentscheidungen nicht immer nur deswegen getroffen, weil es evt. das beste Studium in der besten Stadt ist, sondern manchmal auch einfach, weil man die Stadt geil findet und man sagt: Da möchte ich hin, da ist Leben, Party. Was würdet ihr sagen, was sind so Goodies von Innsbruck? Warum sollten Studierende nach Innsbruck kommen zum Studieren?
Patrizia: "Für Leute, die gerne Skifahren oder Wandern gehen, ist die Stadt natürlich ideal. Aber auch die Atmosphäre in der Stadt und auch die Leute sind wirklich angenehm. Und auch an unseren Fakultäten, eben an der Uni und auch an unserer theologischen Fakultät ist die Stimmung voll angenehm und jeder ist hilfsbereit und es ist eine kleine Uni. Also man kommt wirklich gut zurecht. Man ist normalerweise nicht 'Nummer 100' oder so etwas, sondern man kennt sich und das finde ich sehr angenehm."
Tobias: "Innsbruck ist eigentlich eine sehr vielfältige Stadt mit oftmals sogar dörflichem Charakter. Man läuft sich auch immer wieder über den Weg. Und wie schon gesagt: Das Freizeitangebot ist natürlich enorm und die Studentenschaft kümmert sich auch immer darum, dass es ein sehr breites Angebot an Freizeitaktivitäten gibt. Und ich glaube, da ist für jeden etwas dabei."
Du hast gesagt, du bist Vorsitzende der Fachschaft. Ist das für dich eine Selbstverständlichkeit gewesen, sich ehrenamtlich zu engagieren in diesem Bereich? Was ist dein Antrieb da?
Patrizia: "Ich bin eigentlich reingerutscht über einen Freundeskreis und mit der Zeit hat es mich einfach interessiert, mich im Fakultätsleben zu engagieren, zu wissen, was geht wo ab. Warum werden diese Entscheidungen getroffen? Warum werden diese Berufungen so gemacht werden, wie sie gemacht werden? Und ich will, dass die Studierenden eine Stimme haben und mir ist es wichtig, dass es jedem passt, dass jeder sich wohlfühlt und verstanden fühlt und angenommen fühlt. Und ich tue es eigentlich nicht deswegen, weil ich dann im Lebenslauf stehen habe, sondern weil ich so Aktivität wirklich gerne tue. Ich engagiere mich gern. Ich bin gerne in diesen Gremien und habe gerne Mitspracherecht. Und den Studierenden Gehör zu verschaffen, ist für mich einfach wahnsinnig wichtig."
Eine allerletzte Frage: Ihr habt schon gesagt, in welche Richtung ihr studiert. Was ist genau das konkrete Berufsziel, was ihr damit verfolgt?
Patrizia: "Ich würde gern Professorin für das Alte Testament werden."
Professorin! Man muss sich Ziele stecken ... Sehr gut! Und du?
Tobias: "Ja, ich würde in erster Linie eigentlich auch gerne in der Forschung bleiben, aber das ist an der Universität ja nicht immer ganz klar, wie es läuft. Es ist mein erstes Ziel, aber ich habe ja auch noch mein zweites Standbein, das Lehramt, und man wird sehen, wo es mich hin verschlägt."
Ja, vielen Dank. Ich werde mich jetzt mal umhören noch bei Lehrenden und guck mal, was ich machen kann in Sachen Professuren ...
Ein Blick auf die Fakultät und die Innsbrucker Jesuitenkirche - vom Dach des Jesuitenkollegs aus
Und nach diesem netten Gespräch mit den Theologie-Studierenden im beschaulichen Innsbrucker Hofgarten bin ich nun. Vorab bin ich nun verabredet. Mit Theologie bin ich nun verabredet, mit zwei Lehrenden der Fakultät, allerdings nicht in der Fakultät selber, sondern sie haben mich eingeladen zu einem, wie Sie sagen, besonderen Ort, der ein besonderes Flair hat und einen besonderen Blick auf Innsbruck und auf die theologische Fakultät bietet ....
Das ist schön! Über den Dächern von Innsbruck ... Wir haben jetzt den Aufstieg geschafft. Hier oben hin auf die Dachterrasse des Jesuitenkollegs. Und ich sitze mit den zwei Lehrenden der Fakultät da, die sich jetzt mal vorstellen werden, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Neulinger: "Mein Name ist Michaela Neulinger. Ich bin hier Assistenzprofessor für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft am Institut für Systematische Theologie."
Wandinger: "Mein Name ist Nikolaus Wandinger, assoziierter Professor für Dogmatik und Leiter des Instituts für Systematische Theologie."
Und warum haben Sie mich hierhin eingeladen? Was ist das Besondere, abgesehen von dieser atemberaubenden Aussicht? Was erzählt dieser Ort, das Jesuitenkolleg, auf dessen Dach wir stehen, über die Fakultät eigentlich?
Neulinger: "Die Innsbrucker Fakultät zeichnet sich aus durch eine enge Verbindung mit dem Jesuitenorden schon seit Gründung der Fakultät. Und unsere ältesten Gebäude stammen sogar noch aus dem 17. Jahrhundert. Auch heute unterrichten wir noch dort. Und hier oben, auf dem Dach des Jesuitenkollegs, denke ich, kommt diese Verbindung besonders gut zum Ausdruck. Wir haben einen Überblick über die gesamte Fakultät, über die Jesuitenkirche und natürlich das wunderbare Panorama der Stadt Innsbruck."
Wandinger: "Ergänzend würde ich erwähnen, dass wir für die Größe unserer Fakultät sehr viele Doktoratstudierende haben und dass von denen wiederum sehr viele aus dem Canisianum sind. Das ist ein Studienheim, das hier die Jesuiten betreiben, das vor allem Menschen aus dem globalen Süden sind, ein paar aus der Ukraine. Wir haben gerade gehört vom Rektor, wie er uns hier rauf begleitet hat, dass das 40 Doktoranden sind. Und insofern ist es auch ein ganz wichtiger Beitrag, den die Jesuiten, die u.a. auch Stipendien für diese Studenten finanzieren, auch zu unserer Fakultät leisten."
Was hat Sie denn selber nach Innsbruck verschlagen? War das eine bewusste Wahl oder hat der Heilige Geist Sie hierhin verweht ...?
Neulinger: "Der Geist ist natürlich immer im Spiel. Wir sind ja Theologinnen hier, der führt uns ja immer dorthin, wo er will. Und ob wir dann zustimmen. Und in dem Fall habe ich zugestimmt. Denn Innsbruck ist einfach eine tolle Stadt und Fakultät. Sie hat einen wunderbaren, systematischen, philosophischen Schwerpunkt. Man hat hier eine Theologie, die einerseits tief verankert ist, sowohl in der langen, diversen Tradition von Kirche und Theologie, aber wir haben auch eine Theologie, die in intensivem Gespräch mit der Welt ist - und wir haben einen Schwerpunkt zu gesellschaftlichen und Weltordnungs-Fragen, aber dazu kann Nikolaus Wandinger noch mehr sagen."
Gern, aber vorab natürlich auch die Frage an ihn, was ihn denn hierhin verweht hat...
Wandinger: "Ich komme ursprünglich aus Bayern. Also für mich war der Weg nicht vorgezeichnet hierher. Aber tatsächlich: Der Geist wirkt immer - also in meinem Fall war es so: Ich bin 1985 zum Studium hierhergekommen und wollte zunächst Priester werden, war mir aber schon von Anfang an nicht so ganz sicher, ob das mein Weg ist. Und mir hat damals mein Kaplan in Bayern empfohlen: Geht doch nach Innsbruck ins Canisianum. Das hat damals nicht nur Doktoranden, sondern auch Priesteramtskandidaten beherbergt. Und er meinte, das sei ein offeneres Haus, als es ein diözesanes Seminar gewesen wäre. Und so hat es mich nach Innsbruck verschlagen. Also da hatte ich eigentlich keine Ahnung davon, was jetzt diese Fakultät von anderen unterscheidet, sondern es ging eher um diese persönliche Lebensplanung, bei der sich dann herausgestellt hat: Es war gut und richtig, wie ich mich entschieden habe - auch wenn es nicht das Priesteramt wurde."
Frau Quast-Neulinger hat die besonderen Schwerpunkte der Fakultät angesprochen. Was hat es damit auf sich?
Wandinger: "Wir haben an der Fakultät eigentlich drei Forschungszentren. Aber das, was Michaela jetzt angesprochen hat, das ist eines, wo die systematische und die praktische Theologie vor allem zusammenarbeiten. Es heißt "Religion, Gewalt, Kommunikation, Weltordnung" (RGKW). Es ist eigentlich inspiriert von einem anderen Jesuiten, der hier lange gelehrt hat. Also nicht von Karl Rahner, sondern von Raymund Schwager. Er hat sich beschäftigt mit dem Zusammenhang von Gewalt und Religion. Oftmals hört man ja, die Religionen sind gefährlich, weil sie fanatische Mitglieder hat, die zu Gewalttaten neigen. Schwager hat das umgekehrt gesehen und gesagt, dass die Religionen der Gewaltminimierung in der Welt dienen sollten und dass das sozusagen ein doppelter Irrweg ist, wenn Religionen zur Gewalt motivieren. Das war sein Forschungsziel - und darum geht es auch heute noch. Wobei wir natürlich schauen, was sind jetzt neue, zeitgemäße Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, dass sich da auch Neues entwickelt und neue Fragestellungen zum Tragen kommen."
Nikolaus Wandinger und Michaela Quast-Neulinger auf dem Dach des Jesuitenkollegs
Ansprechen möchte ich noch das "heiße Eisen" der Studierendenzahlen in der Theologie. Da gibt es ja unleugbar einen Rückgang und also auch ein Problem für die Theologie. Was tut denn die Fakultät, um diesem Trend entgegenzuwirken?
Neulinger: "Also ich bin kein großer Fan davon, ständig über die Zahlen zu klagen, sondern ich glaube der Weg sollte eher der sein, zu schauen, wo unser Schwerpunkt liegt, wofür wir stehen und was wir in Kirche und Welt einbringen können. Da ist einerseits diese weitere Stärkung des internationalen Schwerpunkts. Und natürlich schauen wir, wo sind die drängenden Fragen, denen wir nicht ausweichen können und dürfen als Theologie, als Philosophie, als Gesellschaft? Gegenwärtig arbeiten wir viel an der Frage der Nachhaltigkeit, an Fragen der Klimakatastrophe. Was ist hier die Aufgabe von Theologie und Kirche? Ein anderer großer Schwerpunkt, der sich jetzt ergibt in einem Forschungsprojekt, betrfft die Frage der digitalen Transformation und der künstlichen Intelligenz. Was hat das für Konsequenzen für die Anthropologie, für unser Bild von Menschen? Etwas sehr Drängendes, wo auch unsere Philosophen stark involviert sind, aber auch eine Zusammenarbeit natürlich mit der Informatik und der Quantenphysik gefordert ist. Ich denke, das ist etwas, was Innsbruck sehr auszeichnet: dieser Fokus auf Interdisziplinarität, die Suche nach dem Gespräch mit dem theologischen Außen, das nur auf den ersten Blick als 'außen' wirkt. Aber Theologie ist ja eine Wissenschaft, die immer auf den anderen verwiesen ist. Sie kann sich nicht selbst schaffen, sondern sie braucht dieses Gespräch. Und das ist in Innsbruck ein sehr starkes Moment."
Wandinger: "Was auch sehr wertvoll ist: Es gibt jetzt seit zwei Jahren an unserem Institut für christliche Philosophie ein Masterstudium Philosophy of Religion. Das ist sowohl online machbar als auch in Präsenz. Und es gibt einen regen Zuspruch. Also durchaus, weil es die Online-Variante gibt. Auch von überall auf der Welt. Dann gibt es seit einiger Zeit ganz nette Videofilme über unsere Studienrichtungen, die man auf unserer Homepage anschauen kann, wo die Studienrichtungen kurz vorgestellt werden, und wo wir eigentlich darauf hoffen, dass das doch junge Menschen auch anspricht, wenn da andere junge Menschen einander informieren."
Neulinger: "Einen ganz wichtigen Punkt in Forschung und Lehre haben wir noch nicht angesprochen, und zwar den weltanschaulichen und interreligiösen Dialog. Der ist in der Innsbrucker Fakultät etwas sehr, sehr Wichtiges, sowohl interreligiös als auch interkulturell - verbunden mit unserem internationalen Schwerpunkt. Wir haben seit vielen Jahren außerdem die islamische Theologie und Religionspädagogik im Hause. Da arbeiten die katholische und die islamische Religionspädagogik zusammen an einer interreligiösen Religionspädagogik. Und im systematischen Bereich arbeite ich seit vielen Jahren mit einer internationalen Forschungsplattform zusammen, die in Frankreich sitzt und den gesamten Mittelmeerraum und Europa miteinander verbindet, um hier auszuloten, was die politischen, theologischen, rechtlichen Aspekte des Zusammenlebens von Christen und Muslimen sind. Und auch im Bereich der Jesuiten-Fakultäten haben wir hier europaweit eine Kooperation namens 'Higher Education and Social Transformation', wo wir vor allem an den Universitäten Frankfurt, Sankt Georgen, Granada und Innsbruck zusammenarbeiten. Wir haben mittlerweile ein europaweites Seminar, das wir jährlich halten und regelmäßige Webinare, Symposien, um deutlich zu machen: dieses interreligiöse Zusammenleben muss praktisch geübt werden, das muss aber auch systematisch reflektiert werden. Und das können wir nur gemeinsam in einem Lebensraum Europa tun."
Abschließende Frage: Ich hoffe, Sie beantworten die mit Ja ...: Würden Sie noch mal in Innsbruck studieren?
Neulinger: "Ja, immer wieder! Das Studium hört nie auf. Theologie ist ein lebenslanges Projekt. Und es ist nicht nur ein akademisches Projekt, es ist ein Lebensprojekt. Wir haben uns unter das Motto gegeben "Gemeinsam leben und denken am Karl Rahner Platz". Das soll zum Ausdruck bringen: Die ganzheitliche Bildung des Menschen ist uns ein großes Anliegen. Und darin bringt sich auch die jesuitische Tradition zum Ausdruck."
Wandinger: "Ja, das war genau das Stichwort: Normalerweise hat man das Stichwort Spiritualität - und die Verbindung mit dem Jesuitenorden zeigt sich natürlich auch darin. Und so versuchen wir, diesen Hintergrund deutlich zu machen und lebendig zu halten. Und das ist, glaube ich, etwas ganz Wertvolles."
Vielen Dank für das Gespräch!